In dieser Woche veranstaltet Microsoft seine jährliche Entwicklerkonferenz Build im Seattle Convention Center. Im Zuge zahlreicher KI-bezogener Ankündigungen hat ein neues Feature Bedenken bei Technikinteressierten auf X (ehemals Twitter) ausgelöst.
Ein zentrales Highlight war die Vorstellung der neuen Microsoft Copilot+PCs – Laptops und Desktops mit einer überarbeiteten Windows-Version, in die der KI-Assistent Copilot integriert ist. Diese neueste Version von Copilot wird von hochmodernen KI-Modellen angetrieben, darunter das kürzlich von Microsoft-Partner OpenAI eingeführte GPT-4o.
Allerdings hat die Recall-Funktion die Aufmerksamkeit von Kritikern auf sich gezogen. Recall zeichnet die Bildschirmaktivitäten der Nutzer auf Copilot+PCs auf, verfolgt Mausbewegungen und Aktivitäten in Anwendungen – sei es beim Versenden von Nachrichten, beim Überprüfen von E-Mails oder beim Bearbeiten von Dokumenten. Die Funktion ermöglicht es Nutzern, frühere Aktivitäten zu überprüfen, um spezifische Details oder Interaktionen wiederzufinden. Microsoft beschreibt Recall als ein „fotografisches Gedächtnis“ für das PC-Erlebnis:
„Mit Recall können Sie praktisch alles, was Sie auf Ihrem PC gesehen oder getan haben, abrufen. Es organisiert Informationen basierend auf einzigartigen Beziehungen und Assoziationen, sodass Sie schnell finden, was Sie sich erinnern, indem Sie vertraute Hinweise verwenden.“ Diese Funktion zielt darauf ab, Nutzern das schnelle Wiederfinden spezifischer E-Mails in Outlook oder Chats in Teams zu erleichtern.
Trotz ihrer potenziellen Anwendungen hat die Idee, PC-Aktivitäten aufzuzeichnen, Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit hervorgerufen. Microsoft betonte, dass die Daten lokal in einem „persönlichen semantischen Index“ gespeichert werden und erklärte: „Ihre Aufzeichnungen bleiben auf Ihrem PC. Sie können individuelle Aufzeichnungen löschen, Zeiträume in den Einstellungen anpassen oder die Aufzeichnung jederzeit über das System-Tray-Symbol pausieren. Außerdem können Sie verhindern, dass bestimmte Apps und Websites aufgezeichnet werden, um sicherzustellen, dass Sie die Kontrolle und das Vertrauen in Ihre Datenschutzeinstellungen behalten.“
Ein Microsoft-Sprecher wies darauf hin, dass die gespeicherten Daten verschlüsselt sind, niemals in die Cloud gesendet werden und nicht zur Schulung von KI-Modellen verwendet werden, und betonte die Kontrolle der Nutzer über ihre Informationen.
Dennoch äußerten viele Nutzer auf X ihre Bedenken und verglichen die Funktion mit Spyware oder Keyloggern, die sensible Informationen wie Passwörter erfassen können. Einige wiesen auf die Risiken hin, die mit der Speicherung selbst einer Kopie der PC-Aktivitäten verbunden sind, falls das Gerät von einer Behörde beschlagnahmt oder von böswilligen Akteuren angegriffen wird. Kritiker hoben auch Microsofts Geschichte als größtes Softwareunternehmen hervor, das zahlreichen Hacks und Cyberangriffen ausgesetzt war, was diese lokale Speicherung der Aktivitätsdaten zu einem verlockenden Ziel für Hacker macht. Sorgen über den Verlust des Geräts oder Diebstahl waren weit verbreitet, da Nutzer befürchteten, dass sensible Informationen durch die Recall-Funktion offengelegt werden könnten.
Selbst Elon Musk, der Besitzer von X, äußerte sich und verglich die Situation mit einer Episode von „Black Mirror“, der dystopischen Serie auf Netflix.
Die Rückmeldungen werfen Fragen zu den Auswirkungen auf den Verkauf von Microsoft Copilot+PCs sowie darauf auf, ob die Bedenken der Nutzer zu realen Problemen oder Risiken führen werden. Idealerweise wird Microsoft einen Weg finden, die Vorteile von Recall zu bieten, während der Datenschutz und die Sicherheit der Nutzer gewahrt bleiben.