Die Vorfreude auf den Launch des Apple Vision Pro war in der Tech-Welt spürbar. Nutzerreaktionen sind jedoch gemischt, da viele von Schwindel, Kopfschmerzen und einem unangenehmen Gefühl bei der Verwendung des Geräts berichten.
Auch andere neue Technologien wie die Meta Quest Pro, die Ray-Ban Meta Smart Glasses und das Rabbit R1 erhielten ähnliche durchwachsene Bewertungen, während das Humane AI Pin aufgrund seiner schwachen Leistung kritisiert wurde.
Trotz dieser Herausforderungen betont Deloitte, dass Spatial Computing—die nahtlose Integration physischer und digitaler Realitäten—kein bloßer Sci-Fi-Traum ist. In einem neuen Whitepaper betont das Unternehmen, dass diese Technologie die nächste Evolutionsstufe der Interaktion darstellt.
„Die Erzählung rund um Headsets hat sich hauptsächlich auf Virtual Reality als Flucht aus unserer aktuellen Umgebung konzentriert“, erklärte Mike Bechtel, Chief Futurist von Deloitte. „Die Perspektive entwickelt sich jedoch dahin, Realität zu bereichern anstatt sie abzulehnen—digitale Erweiterungen unserer Erlebnisse zu schaffen.“
Obwohl wir noch nicht ganz soweit sind, deuten Prognosen darauf hin, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre erhebliche Fortschritte zu erwarten sind.
Während Apple den Begriff „Spatial Computing“ populär machte, wurde er ursprünglich 2003 vom MIT-Forscher Simon Greenwold geprägt. Deloitte identifiziert drei Hauptkomponenten des Spatial Computing: physisch (Wearables und Sensoren), überbrückend (Netzwerkinfrastruktur) und digital (Hologramme und interaktive Objekte). Die durchwachsene Reaktion auf den Vision Pro und ähnliche Geräte deutet jedoch darauf hin, dass die aktuelle Hardware noch Schwierigkeiten hat, die Erwartungen zu erfüllen.
Bechtel berichtete von einem Kundenkontakt, bei dem der Kunde anmerkte: „Es gibt keinen Weg, dass ich einen Toaster auf meinem Gesicht ins Büro trage“, was die Akzeptanzproblematik in verschiedenen Bevölkerungsgruppen verdeutlicht. Während Büromitarbeiter bereits von fortschrittlicher Technologie wie 4K-Webcams und hochwertigen Mikrofonen profitieren, fühlt sich der Wechsel zu klobigen Headsets eher wie ein Rückschritt an.
Im Gegensatz dazu zeigen traditionelle Arbeiter in Fabriken und im Außendienst Interesse an Spatial Computing. Viele haben auf Laptops und Tablets zurückgegriffen, die in ihren Arbeitsumgebungen gefährlich sein können. Bechtel bemerkte: „Ich muss sowieso Schutzbrillen tragen, also hätte ich lieber smarte statt dumme.“
Um das Potenzial des Spatial Computing zu realisieren, ist eine grundlegende Infrastruktur erforderlich. „Der Begriff ‚Sensorfusion‘ erklärt, wie alle Daten integriert werden müssen, um sinnvolle Erlebnisse zu schaffen“, erläuterte Bechtel. Wichtige Technologien umfassen Lidar, Mikro-LEDs, fortschrittliche Bewegungssensoren und IoT-Geräte sowie GPS und 3D-Raumkartierungssoftware, um unsere Interaktionen mit physischen Räumen zu bereichern.
Zukünftig können wir transparente Bildschirme envisionieren, die uns durchblicken lassen, anstatt Informationen in einem leeren Raum darzustellen. Letztendlich ist das Ziel, ein anspruchsvolles Netzwerk aus Sensoren und Software zu schaffen, das digitale Informationen nahtlos über unsere physischen Umgebungen legt und Erlebnisse zunehmend immersiv gestaltet.
Digitale Interaktionen werden nicht nur multisensoriell, sondern Fortschritte in der Neurotechnologie könnten einen „sechsten Sinn“ hervorbringen, der uns ermöglicht, hyper-personalisierte Technologien zu nutzen. Möglicherweise gewinnen wir sogar die Fähigkeit, unsere Realität „zu bearbeiten“, indem wir unsere Umgebung selektiv verändern.
Digitale Zwillinge, ein Konzept, das in den letzten zwei Jahrzehnten auftauchte, werden ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen. Ursprünglich definiert als visuelle Darstellungen physischer Entitäten, nutzen echte digitale Zwillinge Echtzeitdaten, um hochgenaue, interaktive Modelle zu schaffen. Diese Integration ermöglicht einen bisher unerreichten Nutzen, der Experimente und Innovationen fördert.
Bechtel warnt jedoch vor den potenziellen Fallstricken dieser Fortschritte. Fragen wie Datenschutzverletzungen und das Risiko unbeabsichtigter Überwachung werfen wichtige ethische Überlegungen auf. Beispielsweise könnte ein Manager, der smarte Brillen zur Überwachung der Produktivität nutzt, versehentlich persönliche Gespräche belauschen, was Bedenken hinsichtlich von Datenschutz und Vertrauen aufwirft.
Trotz der bemerkenswerten Risiken sind die Vorteile des Spatial Computing ebenso überzeugend. Verbesserte Zugänglichkeit, optimierte Kommunikation und gesteigerte Effizienz sind nur einige mögliche Vorteile. „Technologie sollte nicht polarisiert werden“, schloss Bechtel. „Sie kann sowohl Held als auch Bösewicht sein; es ist unsere Entscheidung, wie wir sie nutzen, die ihre Auswirkungen definiert.“