Während Unternehmen bestrebt sind, Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) zu integrieren, besteht weitgehend die Überzeugung, dass jüngere, technologieaffine Mitarbeiter ihre Vorgesetzten anleiten werden, wie diese leistungsstarken Werkzeuge effektiv genutzt werden können. Eine aktuelle Studie stellt jedoch diese Annahme in Frage, insbesondere im schnelllebigen Bereich der generativen KI.
Durchgeführt von Forschern der Harvard Business School, MIT, Wharton und der Boston Consulting Group, zeigt die Studie, dass junior Mitarbeiter, die mit generativen KI-Systemen experimentiert haben, Risikominderungsstrategien vorschlugen, die von den Empfehlungen der Experten abwichen. Dies legt nahe, dass Unternehmen nicht ausschließlich auf Reverse Mentoring vertrauen können, um eine verantwortungsvolle Nutzung von KI sicherzustellen.
Die Autoren bemerkten: „Unsere Interviews ergaben zwei Ergebnisse, die der bestehenden Literatur widersprechen. Erstens waren die von Junior-Professionals vorgeschlagenen Taktiken zur Ansprache von Bedenken der Senior-Mitarbeiter nicht mit den vom Expertenkreis in der generativen KI damals unterstützten Ansätzen abgestimmt. Das deutet darauf hin, dass Junior-Mitarbeiter möglicherweise nicht die beste Ressource sind, um ihre Vorgesetzten bei der effektiven Nutzung dieser aufkommenden Technologie zu leiten.“
Die Studie umfasste Interviews mit 78 Junior-Beratern im Sommer 2023, die an einem Experiment mit GPT-4 teilgenommen hatten, das darauf abzielte, Geschäftsprobleme zu lösen. Diese Berater, ohne technische KI-Expertise, schlugen Taktiken vor, um die Bedenken des Managements hinsichtlich der damit verbundenen Risiken zu mildern. Ihre Empfehlungen basierten jedoch oft auf einem begrenzten Verständnis der Möglichkeiten der Technologie, indem sie den Schwerpunkt auf Veränderungen im menschlichen Verhalten statt auf das Design von KI-Systemen legten und projektbezogene Lösungen anstelle breiterer organisatorischer oder branchenweiter Ansätze fokussierten.
Die Forscher hoben hervor, wie wichtig es ist, sowohl die Bedrohung des Status als auch Risiken für wertvolle Ergebnisse zu berücksichtigen, um zu verstehen, warum Junior-Professionals möglicherweise nicht in der Lage sind, ihre älteren Kollegen bei der Einführung neuer Technologien effektiv zu beraten. Das rasante Tempo der KI-Entwicklungen, verbunden mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten und der Abhängigkeit von umfangreichen Daten, verschärft diese Herausforderungen.
Während Unternehmen sich mit den Chancen und Herausforderungen der generativen KI auseinandersetzen – die in der Lage ist, offene Dialoge zu führen, Folgefragen zu beantworten und beim Schreiben, Analysieren und Programmieren zu unterstützen – betont die Studie die Begrenzungen, sich ausschließlich auf digital native Mitarbeiter für die KI-Governance zu verlassen. Sie unterstreicht die Notwendigkeit eines Top-Down-Managements, von Experten beaufsichtigten Prozessen und umfassenden Schulungsmaßnahmen auf allen Ebenen der Organisation.
Die Autoren schlossen: „Senior-Professionals müssen schnell neue Technologien annehmen und zukünftige Entwicklungen sowie deren Auswirkungen auf Kunden und Organisationen antizipieren. Um ihre Teams effektiv durch diese schnell wachsende Technologielandschaft zu führen, müssen Senior-Führungskräfte ein tiefes Verständnis für neue Technologien und deren Möglichkeiten entwickeln.“