Der Zeitrahmen für GPT-5 bleibt ungewiss, aber ein aktuelles Interview mit Microsoft AI CEO Mustafa Suleyman gewährt Einblicke in die Zukunft von KI-Modellen wie GPT-5 und seinen Nachfolgern.
Im Gespräch mit dem KI- und Technik-Investor Seth Rosenberg geht Suleyman auf verschiedene Themen zur Entwicklung von generativer KI und zur Definition von Intelligenz ein. Auf die Frage nach autonomen Agenten und den aktuellen Fähigkeiten von Chatbots gibt Suleyman eine ehrliche Einschätzung ab.
„Es ist immer noch ziemlich herausfordernd für diese Modelle, Anweisungen mit der notwendigen Feinheit und Nuance über längere Zeiträume zu befolgen“, erklärt Suleyman. „Konsistenz in neuen Umgebungen zu erreichen, ist besonders schwierig. Möglicherweise benötigen wir mehr als nur eine, sondern zwei Größenordnungen mehr an rechnerischem Training für die Modelle. Das bedeutet, wir sprechen eher von Modellen im Maßstab von GPT-6 als nur von GPT-5. Ich glaube, es wird etwa zwei Jahre dauern, bis wir Systeme haben, die effektiv handeln können.“
Suleyman betont, dass echter Fortschritt bei KI-Modellen, die in der Lage sind, komplexe Anweisungen zu befolgen, wahrscheinlich erst mit der Einführung von GPT-6 in zwei Jahren realisiert wird.
Diese Aussagen bringen interessante Aspekte ans Licht. Besonders auffällig ist, dass Suleymans Zeitrahmen im Gegensatz zu den Erkenntnissen steht, die OpenAI CTO Mira Murati nur wenige Tage zuvor geteilt hat. Obwohl Murati „GPT-5“ nicht spezifisch erwähnte, deuteten ihre Äußerungen auf die Erwartung eines Modells der nächsten Generation hin.
„Wenn wir die Verbesserungskurve analysieren, ähneln Systeme wie GPT-3 einer Intelligenz auf Kleinkindniveau“, bemerkte Murati. „Im Gegensatz dazu zeigt GPT-4 eine Intelligenz, die einem klugen Gymnasiasten ähnelt. In den kommenden Jahren können wir eine Intelligenz auf Doktoratsniveau bei spezifischen Aufgaben erwarten. Die Fortschritte geschehen schnell.“
Offensichtlich bleibt die Zukunft von OpenAIs GPT-Systemen fluid, wobei sowohl Suleyman als auch Murati wahrscheinlich auf denselben bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung hinweisen, trotz unterschiedlicher Terminologie. Es ist jedoch interessant, dass Suleyman sowohl GPT-5 als auch GPT-6 erwähnt, was auf einen möglichen Zeitrahmen hinweist. Deutet dies darauf hin, dass GPT-5 später in diesem Jahr veröffentlicht wird, gefolgt von GPT-6 im nächsten Jahr? Oder, wie Murati andeutet, werden die Nutzer zwei weitere Jahre auf ein bemerkenswertes Upgrade der GPT-Serie warten müssen?
Die Antwort bleibt ungewiss. Die Veröffentlichung von GPT-5 wurde bereits mehrfach spekuliert, zuerst für Ende 2023 und dann erneut für diesen Sommer. Neben zeitlichen Aspekten gibt Suleyman auch aufschlussreiche Beobachtungen zur zukünftigen Ausrichtung der KI weiter.
„Zunächst glaube ich nicht, dass wir auf vollständig autonome Systeme zusteuern, was ich als unerwünscht empfinde“, erklärt er. „Vollständige Autonomie birgt inhärente Risiken. Ein Agent, der in der Lage ist, eigene Pläne zu formulieren, seine Ziele zu setzen und Ressourcen zu akquirieren, stellt potenzielle Gefahren dar.“
Stattdessen sieht Suleyman eine Zukunft, die durch „enge Autonomiespuren“ definiert ist, in denen KI innerhalb spezifischer Parameter agiert, um Aufgaben zu erledigen, die ein gewisses Maß an Denken und Planung erfordern, dabei jedoch strengen Einschränkungen unterliegt. Um Sicherheit zu gewährleisten, spricht sich Suleyman für regulatorische Maßnahmen aus. Er diskutiert auch seine aktuelle Arbeit bei Microsoft, wo er OpenAI-Modelle verfeinert und die Funktionen für Gedächtnis und Personalisierung verbessert.
Obwohl Suleyman im März zu Microsoft kam, hat er bereits bedeutende Beiträge zur KI-Landschaft geleistet, als Mitbegründer und ehemaliger Leiter der KI bei DeepMind, das von Google übernommen wurde.
In Bezug auf das Veröffentlichungsdatum für GPT-5 bleibt die Unsicherheit bestehen. Mit der Einführung von GPT-4 im März 2023 scheint OpenAI darauf fokussiert zu sein, sein Ökosystem auszubauen und multimodale Anwendungen zu erkunden. Besonders die Integration mit Apple Intelligence stellt eine wesentliche Entwicklung dar, ebenso wie die vielversprechende Einführung eines Sprachchats mit niedriger Latenz, die erstmals im Mai präsentiert wurde. Die jüngste Akquisition des Unternehmens deutet zudem auf weitere Ambitionen im PC- und Desktop-Sektor hin.